Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Bedeutung (2024)

Autor: Roswitha Gladel

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Bedeutung (1)

Der Satz, dass der Dativ dem Genitiv sein Tod sei, ist spätestens seit der Buchreihe von Bastian Sick in aller Munde. Die tiefere Bedeutung ist sicher, dass auf einige grammatikalische Entgleisungen, die sich eingebürgert haben, hingewiesen werden soll. Aber der Titel beinhaltet schon, dass er nicht ganz ernst gemeint ist.

Der Dativ ist des Genitivs Tod

  • Würde Sick wirklich todernst für den Genitiv kämpfen, könnte man sicher davon ausgehen, dass er diesen im Titel auch verwendet hätte, denn in dem Titel der Buchreihe geschieht dem Genitiv genau das, was angeprangert wird - er muss dem Dativ weichen.
  • Der Genitiv ist, wie es früher oft hieß, der "Wes-Fall". Er wird verwendet, um einen konkreten Bezug anzuzeigen, den Besitz. Wenn Sie die Substantive Hund und Mann verwenden, ist nicht klar, wer zu wem in welcher Beziehung steht.
  • Der Zusammenhang kann sein, dass es der Mann des Hunds ist. Wessen Mann ist es? Oder der Hund des Manns. Wessen Hund ist es? Diesen Zusammenhang können Sie auch über die Frage "Wem?" herstellen. Wem sein Hund ist es? - Es ist der Hund von dem Mann.
  • Das Problem ist, dass der Dativ gerne verwendet wird, wenn nicht die Frage "Wem?", sondern die Frage "Von wem?" gestellt wird. In der Regel kann statt nach "Von wem?"nach "Wessen?" gefragt werden.

Die Buchreihe mit dem Titel ist sicher von einiger Bedeutung, weil in heiterer Form gezeigt wird, wie die deutsche Sprache aufgebaut ist.

Bedeutung der Fälle in der deutschen Sprache

  • Der Dativ wird verwendet, wenn ein Empfänger angegeben wird. "Der Händler gibt das Auto dem Vater." Ein klarer Fall des Dativs. "Wem gibt der Händler das Auto?"
  • Nun ist das Auto im Besitz des Vaters. Nun kann die Frage lauten "Wem gehört das Auto?", und die Antwort lautet "Es gehört dem Vater." Sie können aber auch fragen "Wessen Auto ist es?" und die Antwort lautet "Es ist das Auto des Vaters". Klare Anwendung der Fälle und keine Anwendung hat die Bedeutung, dasssie der Tod der anderen Anwendung wäre, denn beides ist korrekt.
  • Nun wird aber auch gerne die Frage gestellt "Von wem ist das Auto?" Hier wildert der Dativ im Gebiet des Genitivs. Statt "Von wem" müsste es heißen "Wessen". Zu der falschen Frage passt die falsche Antwort "Es ist dem Vater sein Auto."
  • Der Sinn der Sätze "Es ist Vaters Auto" und "Es ist dem Vater sein Auto" ist identisch, denn es wird dargelegt, in wessen Eigentum das Auto steht. In der deutschen Sprache wird der Genitiv verlangt, wenn es um bestimmte Verben geht, wie bedürfen, ermangeln, gedenken, sich erinnern oder sich rühmen. Außerdem gehört er zu den Präpositionen "wegen" und "während".
  • Verben wie geben, bringen, sagen oder erklären verlangen nach dem Dativ, und Präpositionen wie entsprechend, entgegen, gegenüber undgemäß ebenfalls.

Im Alltag macht sich kaum jemand Gedanken über diese Zusammenhänge, denn, wie erwähnt, der Sinn bleibt erhalten, egal ob der Genitiv oder der Dativ verwendet wird. Insgesamt ist die Grammatik oft eher für das Stilistische von Bedeutung als für die Verständigung. Dies zeigen auch andere Beiträge aus der Reihe, wie zum Beispiel, dass es statt "schwimmen würde" eigentlich "schwömme" heißt. Vermutlich gibt es einige Deutsche, die das Wort "schwömme" nicht mit dem Verb "schwimmen" in Verbindung bringen würden. (- oder heißt es brächten?)

Beispiel für den laschen Umgang mit den Fällen

  • Obwohl "wegen" den Genitiv verlangt, strotzt es nur so vor Schlagtiteln wie "Wegen Dir"(Nicki), "Allein wegen Dir" (Brunner & Brunner) und "Nur wegen Dir"(Andy Rose). Der Österreicher Udo Jürgens kontert aber mit dem korrekten "Deinetwegen". Vor Jahren sollte das Lied "Marmor, Stein und Eisen bricht" auf den Index, weil der Singular statt des Plurals verwendet wurde. Heute stört sich anscheinend niemand am Schlagertod des Genitivs.
  • Umgekehrt wird besonders von Journalisten oft völlig falsch der Genitiv verwendet, wenn der Dativ korrekt wäre.Diese geschiehtanscheinend in der Annahme, dass Dativ immer Umgangssprache sei und in einer gehobenen Zeitschrift nichts zu suchen habe. So heißt es gerne "trotz des Protokolls" oder "entgegen des Protokolls". Wobei die Verwendung des Genitivs bei "trotz" sogar salonfähig geworden ist, obwohl "trotzdem" eindeutig auf den Dativ verweist. Aber zu "entgegen" gehört immer korrekterweise der Dativ, d.h., es muss "entgegen dem Protokoll" lauten.

Weiterlesen:

  • Dem oder den? - Regel für korrektes Deutsch
  • Genitiv-Sätze - Übersicht
  • Fachbegriffe für den Deutsch-Unterricht
  • Deutsch als Fremdsprache - die vier Fälle vermitteln
  • Übersicht: Alles zum Thema Grammatik

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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Bedeutung (2024)

FAQs

Was bedeutet der Satz Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod? ›

"Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" ist eine Redewendung aus der deutschen Sprache, die besagt, dass der Gebrauch des Dativs im Deutschen in einigen Fällen den Genitiv ersetzt. Dies wird oft als Fehler angesehen, da der Genitiv die korrekte grammatische Form für bestimmte Fälle darstellt.

Was ist der Genitiv und was ist der Dativ? ›

Nach dem Nominativ fragt man mit Wer/Was. Nach dem Genitiv fragt man mit Wessen oder Weswegen. Nach dem Dativ fragt man mit Wem, Wie, Wo, Woher und Wo + Dativ-Präposition (Womit, Wozu). Nach dem Akkusativ fragt man mit Wen/Was, Wohin, Wie oft.

Ist Dativ statt Genitiv falsch? ›

Wenn das Nomen, das den Besitz bzw. die Zugehörigkeit angibt, im Plural steht und unbestimmt ist, also keinen Begleiter (Artikel oder Adjektiv) hat, kann man es nicht in den Genitiv setzen. Dann muss man stattdessen von + Dativ verwenden. Das sind die Mikrofone der Tonassistenten.

Warum wird der Genitiv abgeschafft? ›

Der (angenommene) Rückgang des Genitivs wird mit Sprachverfall und einem Verlust an Bildung gleichgesetzt. Die Logik ist simpel: Der Genitiv wird bei wegen weniger, Genitiv und Bildung sind eine Sache. Daraus folgt: Wenn der Genitiv weniger wird, wird auch die Bildung weniger.

Wer sagte Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod? ›

Als Bastian Sick – ein sehr puristischer Sprachkritiker der alten Schule – sein Buch Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod herausbrachte, stieß er damit auf viel Zuspruch, allerdings auch auf Kritik.

Was ist der Genitiv einfach erklärt? ›

Der Genitiv ist der zweite von vier Kasus in der deutschen Grammatik. Der Genitiv ist der Kasus, der den Besitz oder die Zugehörigkeit zu einer Person oder einer Sache beschreibt. Er wird mit der Frage "Wessen" erfragt.

Was ist der Dativ einfach erklärt? ›

Der Dativ ist der 3. Fall (Kasus) der vier Fälle und wird mit "Wem oder Was" erfragt. Das Wort oder die Wörter, nach denen gefragt wird, bilden das Dativobjekt. Das Dativobjekt ist eine Satzergänzung, die das Prädikat eines Satzes um eine wichtige Information ergänzt.

Was ist der Genitiv Beispiel? ›

Beispiele für den Genitiv sind: „Der Hund meines Freundes” oder „die Lampe meines Nachttisches”. Den Genitiv verwendest du, um Zugehörigkeit oder Besitztum anzuzeigen. Auch nach Präpositionen wie „wegen“ oder „aufgrund“ benutzt du den Genitiv.

Wie kann man sich die 4 Fälle merken? ›

Um die vier Fälle in einem Satz erkennen zu können, musst du die Fragewörter der Fälle kennen. Dann stellst du den Satz einfach nur um, sodass du nach einem der Satzglieder fragst.

Wie heißt es richtig wegen dem oder wegen des? ›

Heißt es nun wegen des oder wegen dem? Beide Varianten stehen in unterschiedlichen Fällen: Wegen des ist der Genitiv und wegen dem der Dativ. Nach der deutschen Rechtschreibung folgt auf die Präposition „wegen“ der Genitiv, wegen des ist also die richtige Variante.

Warum ist wegen dir falsch? ›

Aber grammatikalisch ist „wegen dir“ falsch. Wie oben beschrieben, erfordert die Präposition „wegen“ den Genitiv. Das Wort „dir“ ist hingegen ein Dativ. Richtig muss es „deinetwegen“, „meinetwegen”, „seinetwegen/ihretwegen”, usw.

Was ist der Unterschied zwischen Akkusativ und Dativ? ›

Präpositionen mit Dativ/Akkusativ (Beispiele) Manche Präpositionen können je nach Situation Dativ oder Akkusativ verlangen. Wenn wir sagen, wo etwas/jemand ist (Position), nehmen wir Dativ. Wenn wir sagen, wohin sich etwas/jemand bewegt (Richtung), nehmen wir Akkusativ.

Ist Genitiv wichtig? ›

Im geschriebenen Standard ist der Genitiv wichtig und stabil. Er wird dem Deutschen noch lange erhalten bleiben. In der traditionellen Grammatikschreibung galt lange der vom Verb regierte Genitiv, also das Genitivobjekt, als zentrale Verwendung dieses Kasus: Sie erinnert sich des Vorfalls.

Welche Funktion hat der Genitiv? ›

Der Genitiv dient dazu, Besitzverhältnisse und Zugehörigkeiten zu zeigen. Dies wird aber auch häufig in der gesprochenen Sprache durch die Präposition „von“ und einem Nomen im Dativ ausgedrückt. Um nach einem Genitiv fragen zu können, gibt es die Kontrollfrage „wessen? “.

Wann brauche ich Genitiv? ›

Der Genitiv wird benutzt, um Besitztum und Zugehörigkeit anzuzeigen. Hinweise: Bei Namen im Maskulinum und Neutrum wird beim Genitiv meistens ein -es oder -s am Nomen angehängt.

Was ist ein Genitiv Satz? ›

Der Genitiv kommt heutzutage meist als Genitivattribut vor. Das Genitivattribut zeigt an, (zu) wem etwas oder jemand gehört. Beispiel: das Genitivattribut in Sätzen Mamas Freundin ist heute zu Besuch. Er ist mit dem Auto seines Bruders gefahren.

Was ist das Dativ im Satz? ›

Der Dativ ist der 3. Fall (Kasus) der vier Fälle und wird mit "Wem oder Was" erfragt. Das Wort oder die Wörter, nach denen gefragt wird, bilden das Dativobjekt. Das Dativobjekt ist eine Satzergänzung, die das Prädikat eines Satzes um eine wichtige Information ergänzt.

Was sagt der Dativ aus? ›

Der dritte Fall im Deutschen nennt sich Dativ. Neben dem Nominativ, Genitiv und Akkusativ hilft uns dieser Kasus sprachlich auszudrücken, wer was womit gemacht hat. Der Dativ kommt bei den Fragen wem oder womit ins Spiel.

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